Dominique studierte im 9. Semester Medizin an der Technischen Universität Dresden, als sie ein Baby bekam. Wie sich Studium und Nachwuchs unter einen Hut bekommen lassen und auf welche Weise die Universität bei der Familienplanung unterstützt – sie erzählt es uns.
Studieren mit Kind
Sie waren Studentin an der TU Dresden, als Sie schwanger wurden. Wie geht Ihre Universität auf schwangere Studentinnen ein?
Schwangere Studentinnen sind an der TU Dresden keine Seltenheit. Das „Campusbüro Studieren mit Kind“ ist ein wichtiger Ansprechpartner. Hier wird umfassend zu Themen wie Finanzierung, allgemeiner Studienorganisation und Kinderbetreuung beraten. Allerdings muss dafür auch der Weg zum Hauptcampus in Kauf genommen werden. An der Medizinischen Fakultät gibt es ebenfalls eine Beratung zur Studienplanung, die man wahrnehmen sollte. Die Schwangerschaft muss im Studiendekanat gemeldet werden. Dort werden Studentinnen dann auch auf den geltenden Mutterschutz hingewiesen. Generell lohnt es sich, mit den Verantwortlichen zu sprechen und eine individuelle Lösung für die Fortführung des Studiums zu finden.
Bietet Ihre Uni Rückzugsmöglichkeiten für schwangere und stillende Frauen?
Auf dem Campus der medizinischen Fakultät gibt es einen Eltern-Kind-Raum, der durch die Initiative einer Studentin eingerichtet wurde. Für eine Pause zwischen den Seminaren liegt er jedoch zu dezentral. Zudem wird der Raum von dort ansässigen MitarbeiterInnen teilweise als Kaffeeküche genutzt. Hier besteht noch Entwicklungsbedarf.
Um nach der Schwangerschaft möglichst schnell weiterstudieren zu können, muss die passende Betreuung für den Nachwuchs her. Wie sieht es mit Krippen- und Kitaplätzen an der TU Dresden aus?
Um den Krippenplatz muss man sich definitiv rechtzeitig kümmern, da die Kapazitäten schnell neu vergeben werden und möglichweise dann nicht zum gewünschten Zeitpunkt ein Platz verfügbar ist. Jedoch kann man sich hierzu ebenfalls im Campusbüro beraten lassen. Über freie Träger sind individuellere Absprachen zum Beginn des Betreuungsvertrags möglich, da die Vergabe nicht an das städtische Vergabeportal gebunden ist, sondern letztlich nur darüber finalisiert wird. TU-interne Kitas gibt es ebenfalls. Es stehen 250 Betreuungsplätze zur Verfügung, allerdings befinden sich die beiden Kitas in der Nähe des Hauptcampus. Das Fördernetzwerk „Carus Campus“ bietet zudem für Inhaber der „Carus Campus Card“ (ca. 3 €/Monat) den Babysitterservice „Carus Körbchen“ an. Eine kurzfristige Kinderbetreuung im Falle von Terminen oder Seminaren ist dadurch möglich. Ich musste diese Lösung selbst nicht in Anspruch nehmen, aber für Studierende ohne familiäre Unterstützung in der Nähe ist diese Notfallbetreuung sehr sinnvoll.
Und wenn doch einmal kurzfristig kein Babysitter zur Verfügung stand, was haben Sie gemacht? Die Uni ausfallen lassen?
Einige Male habe ich mein Kind zu Seminaren mitnehmen müssen, was dank verständnisvoller DozentInnen immer problemlos möglich war. Nichtsdestotrotz bleibt in dem Moment die Anspannung und Hoffnung, dass das Kind die ganze Zeit über ruhig bleibt.
Gibt es Angebote für Schwangere und junge Mütter an Ihrer Uni?
Mutter-Kind-Angebote gibt es auf dem Hauptcampus. Wenn einem der Weg dorthin nicht zu weit ist, so hat man eine große Auswahl an Kursen und Workshops. Von Schwangeren-Yoga über Babytreff bis hin zum „Musikgarten“ und Trageworkshops ist alles dabei.
Gibt es Regelungen für junge Mütter, die den Arbeitsaufwand pro Semester verkürzen, solange sich die Studentin in der Elternzeit befindet?
Offiziell gibt es kein Teilzeitstudium. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass ich Seminare bereits in der Elternzeit besuchen und Prüfungen dazu absolvieren konnte. Dann verringert sich der Druck in den nächsten Semestern und es bleibt schlussendlich mehr Zeit für das Kind bzw. die Familie.
Haben Sie sich nach der Geburt eine Auszeit vom Studium gegönnt?
Ich habe insgesamt drei Urlaubssemester in Anspruch genommen, wobei der Begriff „Urlaubssemester“ hier irreführend ist. Als studierende Mutter oder studierender Vater ist es wichtig, gut organisiert zu sein und eben diese Urlaubssemester auch für das Studium zu nutzen. In den ersten beiden Urlaubssemestern nach der Geburt meines Kindes habe ich zwei Seminare des 10. Semesters besucht und die dazugehörigen Prüfungen abgelegt. So musste ich im darauffolgenden Jahr nur die Blockpraktika absolvieren. Wichtiger Tipp: Im Winter machen Krippenkinder öfter Infekte durch. Hier sollte man sich als junge Mutter darauf einstellen, dass man eventuell noch weitere Urlaubssemester braucht, um das Lernpensum zu schaffen.
Studierende gelten als ständig knapp bei Kasse. Wie passen Studium und Familienplanung auf der finanziellen Ebene zusammen? Gibt es da Unterstützungsangebote seitens der TU Dresden?
Als werdende Eltern kann man über das „Campusbüro Uni mit Kind“ eine Schwangerenbeihilfe beantragen. Das geht recht unkompliziert, ist abhängig vom Haushaltseinkommen und beinhaltet einen Einmalbetrag in Höhe von 200 € sowie Essensmarken für die Mensa.
Wie haben Sie die praktischen Anteile im Studium als junge Mutter gemanagt?
Das war nicht immer leicht. Gerade im PJ steht man da vor mehreren Problemen. Zum einen ist die Bezahlung für eine 40-Stunden-Woche nicht gut bzw. teilweise nicht vorhanden. Zum anderen reichen die Fehlzeiten bei Weitem nicht aus. Während meine KommilitonInnen ihre Fehltage für einen Urlaub oder in Vorbereitung auf das Staatsexamen genutzt haben, reichten sie bei mir als Mutter eines Kleinkinds nur gerade so für die Krankentage aus. Dass Kinderkrankentage als Fehltage gewertet werden, ist keine gute Lösung. Für ArbeitnehmerInnen besteht die Möglichkeit, die jährlich zustehenden zehn Kinderkrankentage auf den anderen Partner zu übertragen. Das Problem dabei ist jedoch, dass der Anspruch auf eben diese Tage erst ab einem Einkommen von 450 €/Monat zustande kommt. Dieser Betrag wird im PJ in Sachsen nur selten gezahlt, sodass auch dieser Schachzug meist nicht möglich ist. Hier sind eindeutig zusätzliche Fehltage für Eltern notwendig.
Also fühlten Sie sich als Studentin mit Kind während des Studiums benachteiligt?
Im Gegenteil! Als Mutter oder Vater hat man auch viele Vorteile. In der Vorklinik werden Eltern in Seminargruppen eingeteilt, die günstigere Seminarzeiten haben. Bei der Vergabe von Blockpraktikumsplätzen in der Allgemeinmedizin sowie von PJ-Plätzen werden die Ortswünsche so gut wie immer berücksichtigt. Außerdem kann man sich die Prüfungen flexibler einteilen, was ohne Kind deutlich weniger toleriert wird. Und nicht zuletzt ist es einfach schön, auch mal an etwas anderes als das Studium zu denken.