Robert hat im Sommer sein Medizinstudium in Pécs erfolgreich abgeschlossen. Wie die Zeit in Ungarn ihn geprägt hat, wer ihn dabei unterstützt hat und wo es jetzt in Sachsen für ihn weitergeht, hat Robert uns erzählt.
Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen
Herr Chudoba, Sie haben im Sommer Ihr Medizinstudium in Pécs erfolgreich absolviert. Herzlichen Glückwunsch! Was hat Sie dazu bewegt, in Ungarn zu studieren?
Für mich gab es viele Gründe, nach Ungarn zu gehen. Ich hatte schon zu Schulzeiten den Wunsch, für eine Weile im Ausland zu leben. Nach dem Abitur habe ich erstmal meinen Zivildienst in Stollberg im Krankenhaus absolviert und dann eine Ausbildung zum Krankenpfleger begonnen. Am Ende meiner Ausbildung bin ich auf das Angebot der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen gestoßen. Das hat mich direkt angesprochen, weil ich Hausarzt werden wollte. Durch meine Ausbildung wusste ich, dass es mir liegt mit Patient*innen zu kommunizieren und gerade auch ältere Menschen zu behandeln. Ich habe mich also bei dem Modell der KV Sachsen beworben und wurde genommen. Dann hieß es Koffer packen…
Wie war es für Sie in Ungarn zu studieren?
Das war eine aufregende Zeit – das erste Mal abseits des Elternhauses. Anfangs war es holprig: Die Sprache, die man nicht versteht, das heiße Klima und die staubigen Straßen, das war ich alles nicht gewohnt. Ich hatte jedoch Glück, in Pécs schnell Freundschaft mit Vanessa, einer Kommilitonin, zu schließen und wir haben zusammen eine Wohngemeinschaft gegründet. Das hat Halt gegeben. Zudem sind die Menschen in Ungarn sehr hilfsbereit und spätestens mit den ersten Fahrten ins Grüne an den Wochenenden, habe ich mich dann eingelebt. Es gibt unglaublich schöne Wälder in Ungarn und wenn man in Pécs auf dem Fernsehturm steht, hat man einen grandiosen Blick über die Stadt. Das kann ich echt empfehlen.
Was nehmen Sie für sich persönlich aus der Zeit in Ungarn mit?
Die Zeit in Ungarn hat mich charakterlich gestärkt. Ich musste sehr schnell lernen, selbstständig zu sein, Ordnung zu halten und diszipliniert zu sein – das war gut für mich. Ich glaube vieles, was ich in Ungarn gelernt habe und was mich geprägt hat, wird mich auch in 20 Jahren noch begleiten. Und es sind natürlich auch großartige Freundschaften entstanden, die ich noch immer pflege.
Ein Studium im Ausland erfordert sicher auch viel Organisation. Wie haben Sie das gemanagt?
Erstmal musste man für sich selbst herausfinden, wie man lernt und wie man sich die Zeit einteilt, um alles zu schaffen. Die ersten zwei Studienjahre war das Programm sehr straff. Mein Alltag bestand aus Aufstehen, zur Uni gehen, Einkaufen, Kochen, Lernen und dann wieder Schlafen. Danach wurde es entspannter und man hat das ein oder andere Wochenende mit feiern verbracht…
Und haben Sie Unterstützung erhalten von Seiten der Universität?
Bei Alltagsfragen war das Studienbüro sehr hilfreich: Von der Suche einer Autowerkstatt bis zum Zahnarzt. Meine persönlichen Helden dort sind Anikó und Kálman, zwei sehr nette Mitarbeiter, die zu meiner Zeit bei Problemen geholfen haben. Bei Kommunikationsproblemen zwischen Dozierenden und Studierenden und bei Fragen rund ums Studium konnte man sich immer an das Studienreferat wenden, die dann vermittelt haben.
Wie sah die Unterstützung von der KV Sachsen aus?
Die KV Sachsen war hilfreich, wenn es um die Kommunikation mit der Uni ging. Wenn zum Beispiel Studierende Prüfungen wiederholen mussten oder Studienjahre, dann war die KV Sachsen immer sehr diplomatisch. Außerdem natürlich bei der Finanzierung des Studiums. In den ersten Semestern wurden uns neben der regulären Unterstützung Nachhilfestunden für Anatomie bezahlt und ab dem dritten Semester haben wir zusätzliches Büchergeld bekommen. Das ist gerade für Studierende sehr hilfreich, die keine oder nur wenig finanzielle Unterstützung bekommen und entlastet sehr. Auch wenn Kommiliton*innen Prüfungen nicht bestanden haben, war die KV Sachsen sehr gewillt, die Förderung zu verlängern und Lösungen zu finden. Das war super, denn immerhin müssen 60% der Studierenden Prüfungen wiederholen.
Würden Sie das Förderprogramm angehenden Medizinstudent*innen weiterempfehlen, die nicht in Deutschland studieren können oder wollen?
Auf jeden Fall. Wichtig ist aber, dass man motiviert ist, sonst wird es schwierig beim Lernen. Ich bin sehr dankbar, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde, Medizin zu studieren. Ich weiß nicht, ob es für mich sonst so früh möglich gewesen wäre, Allgemeinmediziner zu werden. Und die Erfahrung, im Ausland zu studieren, ist toll.
Sie starten jetzt bald Ihre Facharztweiterbildung in Sachen, wohin geht’s denn ganz genau?
Ich hatte es mir tatsächlich einfacher vorgestellt, eine Stelle im Krankenhaus zu finden. Besonders in den Großstädten scheint es sehr schwierig zu sein. Ich habe mich dann entschieden nach Glauchau ins Rudolf-Virchow-Klinikum zu gehen und fange dort im Dezember an. Ich war erstaunt, wie gut es in meiner Region mit den Bewerbungen lief. Und das Beste daran ist, dass meine ehemalige Kommilitonin Vanessa auch hier arbeitet.
Was erhoffen Sie sich?
Ich hoffe, dass ich Erfahrungen mache, die mir im hausärztlichen Bereich eine gute Behandlung ermöglichen und auf einen guten Kontakt für spätere Weiterbildungen. Momentan ist es als Assistenzarzt*ärztin der Allgemeinmedizin nicht einfach Fuß zu fassen, Krankenhäuser in bestimmten Regionen Sachsens können nicht immer Stellen gewährleisten. Zum Glück befinden sich viele Weiterbildungsverbünde in Sachsen im Aufbau. Sie werden in Zukunft, und schon jetzt, viel Unterstützung bieten. Privat freue ich mich jetzt meine Wohnung in Glauchau zu beziehen und hoffe einen Volleyball- oder Tennisverein zu finden. In drei Jahren würde ich gerne mit meiner Freundin zusammenziehen. Wir haben uns in Pécs beim Studium kennengelernt und sie ist noch dort. Ich hoffe wir landen dann irgendwo zwischen Leipzig und Chemnitz.