Die mittlerweile zwölfte Jahrestagung des Netzwerks „Ärzte für Sachsen“ hatte am 23. September im besonderen Ambiente des Wasserkraftwerks Mittweida die Themen Nachwuchsgewinnung und ärztliche Versorgung im Zentrum.
Ringen um neue Ärzte: 12. Netzwerktreffen "Ärzte für Sachsen"
Die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping sprach in ihrem Grußwort zunächst den sächsischen Ärztinnen und Ärzten ihren Dank für die Bewältigung der großen Herausforderungen in der Corona-Krise aus. Positiv sei zu beobachten gewesen, wie unter extremen Bedingungen die Grenzen zwischen eher getrennten Versorgungsbereichen überbrückt wurden. In diesem Zusammenhang lobte sie auch die gute überinstitutionelle Arbeitsweise des Netzwerks „Ärzte für Sachsen“.
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Wolfgang Heinke, Ärztlicher Direktor am Landkreis Mittweida Krankenhaus, nutzte die Gelegenheit, um an die Politik zu appellieren. Bei er Zulassung zum Medizinstudium müsse viel mehr Wert auf die regionale Herkunft gelegt werden. Mehr Medizinstudierende aus Sachsen bedeute für ländliche Krankenhäuser wie das in Mittweida eine höhere Chance auf neue Ärzte.
„Wo wir stehen“ war der Bericht zum Netzwerk betitelt, den traditionell der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, hielt. Aktuelle Projekte, wie die Produktion eines neuen Imagefilms, Vor-Ort-Veranstaltungen wie die „Ärzte für Sachsen – On Tour“ und Social Media Kampagnen für den ärztlichen Nachwuchs wurden dabei vorgestellt. Auch Bodendieck hob wie die Ministerin die besondere Konstellation des Projekts hervor: „Die gute und konstruktive Zusammenarbeit der beteiligen Institutionen sucht im bundesweiten Vergleich immer noch ihresgleichen.“
Das Doppelreferat der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen zeigte die besonderen Bemühungen um die Sicherung der vertragsärztlichen Versorgung. Mit neuen Förderbausteinen, die Carmen Baumgart von der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz vorstellte, sollen vor allem Quereinsteiger für die Allgemeinmedizin und Nachfolger für Hausarztpraxen gewonnen werden. Mit einem Modellprojekt zur telemedizinischen Versorgung von Pflegeeinrichtungen mit Videodatenbrille – präsentiert durch den Hauptabteilungsleiter der Landesgeschäftsstelle Gunnar Dittrich – sollen bereits tätige Ärzte entlastet werden.
Als ähnlich innovativ beschrieb Dr. Katrin B. Möller, Klinikgeschäftsführerin am Helios Klinikum Pirna, die Angebote und Arbeitsmodelle für Ärzte an ihrem Klinikum. Hier lege man Wert auf intersektorale Arbeitsmodelle in Weiterbildungsverbünden und in Versorgungsketten beziehungsweise -netzwerken. Modelle wie das der geteilten Anstellung in Praxis und Klinik wurden anhand zweier Ärzte aus dem neuen Netzwerkfilm „Berufsperspektiven für Ärzte in Sachsen“ vorgestellt.
Den Abschluss und diskussionswürdigen Kontrapunkt zu den umfangreich vorgestellten Förderangeboten vor allem für niederlassungswillige Ärzte bildete der Vortrag von Anne Münch. Die junge Allgemeinmedizinerin steht kurz vor ihrer Praxiseröffnung in Freiberg und berichtete von vielen bürokratische Hindernissen bei der Organisation und Beantragung der Unterstützungsmöglichkeiten. Bei aller Kritik hob sie aber hervor, dass es ihr darum gehe, an möglichen Stellschrauben nach zu justieren, um die bestehenden Hürden zu verringern. Die Frage „Was wollen angehende Ärzte in Sachsen“ beantwortete sie abschließend dementsprechend: „Wir wollen Arzt sein“!
Das nächste Netzwerktreffen findet im September 2021 statt. Termin, Ort und Agenda erfahren Sie dann auf der Netzwerkseite www.aerzte-fuer-sachsen.de.