Alles begann mit einem Telegram-Aufruf der rechtsextremen Kleinstpartei „Freie Sachsen“ am Mittwoch, dem 12. Januar 2022: Ein sogenannter „Spaziergang“ mit Treffpunkt an einer Kreuzung in Dresden, keine 200 Meter entfernt vom Universitätsklinikum. Keine 48 Stunden später versammelten sich am Donnerstagabend über 100 Medizinstudierende der Medizinischen Fakultät Dresden rund um das Gelände ihrer Ausbildungsstätte, um ein klares Zeichen zu setzen.
Medizinstudierende aus Dresden stellen sich schützend vor ihr Uniklinikum
Reflexion eines Teilnehmers im Nachgang der Proteste
Ein Krankenhaus ist nicht der Ort, um dem eigenen Unmut über die Corona-Politik Luft zu machen, hier wird eine Grenze überschritten. Zugegebenermaßen war unser Protest sehr spontan, unorganisiert und, zumindest im Vorfeld, unangemeldet. Als Studierendenvertreter setzen wir uns auch eher mit fairen Ausbildungsbedingungen im Praktischen Jahr und der medizinischen Ausbildung in Zeiten der COVID-19-Pandemie auseinander, als spontane Kundgebungen zu organisieren.
Umso mehr hat es uns gefreut, dass so viele Studierende dem Aufruf gefolgt sind und damit der breiten Zivilgesellschaft klargemacht haben: Bei allem Diskussionsbedarf über eine Impfpflicht, die Sicherheit und Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe und die Effektivität von Maßnahmen des Infektionsschutzes ist es keine Alternative, dem Aufruf von offen rechtsextremen Demokratiefeinden zu folgen und sich mit deren Inhalten gemein zu machen.
Es gibt in Sachsen eine große, meist stumme Mehrheit, die nicht bereit ist, den öffentlichen Diskurs Wissenschaftsleugnern und Neonazis zu überlassen. Wir sind genauso ein Teil von Dresden, genauso ein Teil von Sachsen. Es liegt an uns, das Leben hier mitzugestalten und wir stehen nicht stillschweigend daneben, wenn eine Minderheit versucht, in Eigenregie das öffentliche Bild zu prägen.
Den ganzen Bericht von Jonas Steinhäuser, Student der Medizinischen Fakultät Dresden, lesen Sie im Ärzteblatt Sachsen, Heft 2/2022: #ImpfenStattSchimpfen