Unter dem Dach der Sächsischen Landesärztekammer wirbt das Netzwerk „Ärzte für Sachsen“ seit 2009 für die ärztliche Tätigkeit in Sachsen. Am 28. September 2022 trafen sich die Partner des Netzwerks am Sächsischen Krankenhaus Großschweidnitz zu ihrer Jahresversammlung zu den Themen „Ärztliche Versorgung und Nachwuchsgewinnung in Sachsen".
14. Netzwerktreffen „Ärzte für Sachsen“
Eröffnet wurde das Treffen durch die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping. Dem Veranstaltungsort entsprechend kam Sie direkt auf eines der Hauptthemen des Tages zu sprechen – dem dringenden Bedarf an ärztlichem Nachwuchs auch für den psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosomatischen Fachbereich. „Die langen Wartezeiten bei Therapieangeboten sind nicht hinnehmbar.“ Zu den Maßnahmen, mit denen man versuche, diesem Trend entgegen zu wirken, gehören unter anderem ein neuer Fortbildungsverbund für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie zusätzliche Weiterbildungsstellen an Krankenhäusern in den betroffenen Facharztgebieten.
Die Vorlage der Ministerin nahm die Vizepräsidentin der Sächsischen Landesärztekammer, Dipl.-Med. Petra Albrecht, gern auf. Als Moderatorin der Lenkungsgruppe „Ärzte für Sachsen" führte sie thematisch in die Veranstaltung ein und berichtete über die eigens gegründete Arbeitsgruppe zur Nachwuchsgewinnung im Psych-Bereich. Im Kern standen hier vor allem Bemühungen, den Fachbereich bereits im Medizinstudium präsenter zu verankern. Erfreulicherweise scheinen die Gespräche mit den Lehrstuhlinhabern und Dekanen hier schon erste Früchte zu tragen. „In Dresden gibt es bereits geänderte Studienpläne mit einer früheren Einbindung dieser Fächer und das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“
Diese optimistische Einschätzung hätte Dr. med. Loretta Farhat gern geteilt. Die Ärztliche Direktorin des Krankenhauses Großschweidnitz sorgt sich allerdings um die Nachbesetzung freier Stellen an ihrem Fachkrankenhaus. Erschwerend für die Situation vor Ort sieht sie die ländliche Lage und den negativen Trend bei der Altersstruktur der Fachärzte im Bereich psychischer Gesundheit. Froh stimmt sie die Ernennung ihres Krankenhauses zum akademischen Lehrkrankenhaus, können doch künftige Ärztinnen und Ärzte nun einen Teil ihres Praktischen Jahres hier absolvieren. „Außerdem könnte ich mir sehr gut eine Pflichtfamulatur analog der im Fach Allgemeinmedizin vorstellen, um die Studierenden für unser Fach zu begeistern.“
Mit den beiden Projekten MiLaMed und LeiKa der medizinischen Fakultät Leipzig stellte dann Dr. rer. med. Tobias Deutsch zwei gut etablierte Programme vor, mit denen Medizinstudierende früh und praxisorientiert für die ländlicheren Regionen begeistert werden sollen. Der Projektleiter an der Selbstständigen Abteilung für Allgemeinmedizin der Leipziger Uni weiß um die sehr guten Zustimmungsraten bei den Studierenden und wünscht sich jetzt vor allem eine gesicherte Finanzierung über den bald endenden Förderzeitraum hinaus.
An Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung richtet sich der Weiterbildungsverbund Ostsachsen. Die Vorsitzende, Ute Taube, stellte den Verbund, der nahezu alle Einrichtungen der Gesundheitsversorgung im Landkreis vernetzt, vor. Neben der Unterstützung in der Facharztweiterbildung ist es für Taube aber wichtig, „den Kontakt auch nach Erhalt des Facharzttitels nicht abbrechen zu lassen und beispielsweise den Weg in die eigene Praxis zu begleiten.“
Die Sicht der Gemeindevertreter stand im Zentrum des letzten Vortrags. Das Förderprogramm LEADER, vorgestellt vom Bürgermeister der Stadt Drebach Jens Haustein, unterstützt die Umsetzung von regionalen Projekten, wie zum Beispiel die Sanierung von Gebäuden und deren Umbau zu Praxen. Für Haustein ist dabei klar, ohne die Förderung hätte die Praxis in seiner Gemeinde so nicht gebaut werden können. Allerdings ist für ihn auch deutlich geworden, die bürokratischen Anforderungen haben dabei ein solches Ausmaß erreicht, dass sie eigentlich kaum noch stemmbar seien.
Dieser Appell an die politischen Vertreter, die versprochene Verschlankung von Förderprozessen endlich auch umzusetzen, ist es letztlich, der sich erneut durch die Diskussion unseres Netzwerktreffens zog.