Angehende Ärztinnen und Ärzte sehen sich mit einer wachsenden Belastung durch Personalmangel in den Kliniken konfrontiert. Dieses Ergebnis liefert die Online-Umfrage „PJ-Barometer 2023“ des Marburger Bundes, an der im März/April dieses Jahrs runde 1.700 Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJ) sowie Ärztinnen und Ärzte, deren PJ nicht länger als drei Jahre zurückliegt, teilgenommen haben.
Medizinstudierende im PJ praktisch im Dauereinsatz
55 Prozent der Teilnehmenden gab an im Rahmen des ersten PJ-Tertials 40 bis 50 Stunden pro Woche im Krankenhaus zu arbeiten, fünf Prozent sogar mehr als 50 Stunden. Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, mindestens einmal im Monat zusätzliche Dienste in der Nacht und am Wochenende antreten zu müssen. Grund für die steigende Belastung ist der Personalmangel in Krankenhäusern. So kommt es dazu, dass PJ-ler überall dort zum Einsatz kommen, wo sie gerade in der Versorgung gebraucht werden. Beispielsweise „ausnahmslos als kostenloser Hakenhalter/Blutabnehmer“. Lösungen für das Problem könnten verpflichtende Standards oder eine Kontrolle der Lehreinrichtungen sein, so das Ergebnis der Umfrage.
Trotz hoher Belastungen auch positive Aspekte
Immerhin 61 Prozent der Medizinstudierenden geben an, ausreichend Zeit zum Selbststudium neben der praktischen Ausbildung zu haben. 51 Prozent der Befragten empfinden die Qualität der Lehre im ersten PJ-Tertial als sehr gut oder gut, nur 5 Prozent definieren sie als schlecht. Ein Großteil (69 %) der PJ-ler fühlen sich von den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen positiv wertgeschätzt.
Aufwandentschädigungen sind zu gering
Mehr als die Hälfte der Medizinstudierenden finanziert sich den Lebensunterhalt durch Kombination von familiärer Unterstützung und Aufwandsentschädigung. Primär ist ein Großteil der Befragten (78 %) finanziell auf elterliche Zuwendung angewiesen, erst danach reiht sich die PJ-Aufwandsentschädigung ein. Diese liegt in der Regel unterhalb des Bafög-Höchstsatzes von derzeit 934 Euro. Knapp 17 Prozent erhalten nur bis zu 300 Euro Aufwandsentschädigung während des PJ und 11 Prozent gar keine Geld- oder Sachleistung der Ausbildungsstätte. Diese heterogene Praxis der Lehreinrichtungen kann nur durch eine obligatorische, bundesweit einheitliche, existenzsichernde Aufwandsentschädigung für alle Studierenden im PJ beendet werden.
Sächsische Unterstützungsangebote
In Sachsen gibt es eine Vielzahl an Angeboten zur Unterstützung von Medizinstudierenden, unter anderem auch im PJ. Kliniken bieten neben einer Aufwandsentschädigung teils bis Bafög-Höchstsatz auch kostenfreie Unterkünfte, Dienstkleidung oder Speisenversorgung bis hin zu eigenen Fortbildungsveranstaltungen, Klinikapartments, Zugang zu wissenschaftlichen Bibliotheken oder einen eigenen Dienstwagen. Eine Übersicht der Unterstützungsangebote finden Sie in der Förderdatenbank von „Ärzte für Sachsen“.