Die Arbeitsbelastung für Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung ist weiterhin problematisch. Dies gilt auch für den Umgang mit ärztlicher Arbeitszeit. Wo die Probleme im Detail liegen, macht eine Umfrage des Hartmannbundes deutlich, an der sich in den letzten Wochen rund 500 junge Ärztinnen und Ärzte beteiligt haben.
Assistenzärzte-Umfrage 2024: Arbeitsbedingungen, Digitalisierung und Modernität
Etwa 70 Prozent der Befragten gaben an, die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten nicht einhalten zu können. Trotz entsprechender EU-Gesetzgebung ist die Dokumentation von Überstunden für über 40 Prozent der angestellten jungen Ärztinnen und Ärzte nicht oder nur eingeschränkt möglich. Die Gründe dafür sind: Entweder verhindern die digitalen Systeme oder die Chefetage die Dokumentation. „Wer Überstunden macht, ist nicht auf Facharztniveau und bekommt kein Zeugnis vom Chef“, heißt es immer wieder in den Freitextantworten der Umfrage-Teilnehmer.
Über 40 Prozent der Befragten bezeichnen die Personalsituation bei ihrem Arbeitgeber als mangelhaft. Immerhin mehr als jedem zehnten Weiterzubildenden fehlt eine Ansprechperson für fachliche Fragen, weshalb 36 Prozent der Betroffenen bereits über einen Berufswechsel nachgedacht haben. Neben dem Personalmangel wird dieser Gedankengang überwiegend mit einer hohen Dienstbelastung und wenig Freizeit, wenig Zeit für die ärztliche Weiterbildung und mangelnder Wertschätzung begründet.
Trotz der angespannten Personalsituation scheinen die meisten Arbeitgeber noch keine Notwendigkeit für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu sehen. Etwa 86 Prozent der Befragten haben keine Möglichkeit remote zu arbeiten, in Prozessoptimierungen werden nur 17 Prozent eingebunden und nur bei 24 Prozent der Befragten gibt es Angebote zur Stressreduktion oder Prävention, die dann jedoch aus Zeitgründen oftmals von den ärztlichen Angestellten nicht wahrgenommen werden können.
Auch im Bereich Digitalisierung geht es laut der Befragung nur schleppend voran. Doppeldokumentationen gehören für 70 Prozent immer noch zum Arbeitsalltag. Ein Diensthandy steht nur etwa der Hälfte der Umfrageteilnehmenden zur Verfügung, ein Tablet sogar nur 10 Prozent. Für über 90 Prozent gehören Probleme mit der IT-Infrastruktur zum ganz normalen Arbeitsalltag. Die Arbeitgeber und die technische Ausstattung vieler Kliniken scheinen irgendwo im vergangenen Jahrzehnt stehengeblieben zu sein.
Es brauche funktionierende Arbeitszeitmodelle, New Work-Ansätze, Homeofficemöglichkeiten und eine riesige Veränderung in Sachen Digitalisierung, damit junge Ärztinnen und Ärzte auch nach Erreichung des Facharztes gerne in den Kliniken weiterarbeiten. Zurzeit könne sich das nur etwa ein Viertel vorstellen. Damit würde die Versorgung der Patienten nicht bewältigt werden können.