Seit nunmehr zwölf Jahren macht sich das Netzwerk „Ärzte für Sachsen“ unter dem Dach der Sächsischen Landesärztekammer besonders für die Nachwuchsgewinnung von Ärzten für den Freistaat stark. Im Dreiseithof Gröditz, an der nördlichen Grenze Sachsens, fand das Netzwerk am 22. September 2021 den passenden Ort für sein diesjähriges Netzwerktreffen. Auch die 13. Jahrestagung wurde bewusst in die Peripherie verlegt, ist doch die Sicherung der ärztlichen Versorgung gerade für die ländlichen Regionen ein großes Thema.
Update Nachwuchsgewinnung
13. Netzwerktreffen "Ärzte für Sachsen"
Wie die Jahre zuvor Jahr lud „Ärzte für Sachsen“ seine Netzwerkpartner und alle am Thema „ärztliche Versorgung in Sachsen“ Interessierte ein, um über die eigene Arbeit zu berichten, aber auch Pilotprojekte aus der Praxis, Neuerungen in der Medizinerausbildung, Förderbausteine für die Niederlassung und Erfahrungen junger Ärzte im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie vorzustellen.
Begrüßt wurden die Gäste durch die Vizepräsidentin der Sächsischen Landesärztekammer, die auch die Lenkungsgruppe des Netzwerks „Ärzte für Sachsen“ moderiert. Die langjährige Amtsärztin des Landkreises Meißen, und damit der Region besonders verbunden, übergab dann für drei einführende Statements zur ärztlichen Versorgung in Sachsen an die Staatsministerin des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Petra Köpping, den Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Chemnitz, Prof. Dr. med. habil. Lutz Mirow, und den Leitenden Oberarzt am Notfallzentrum des Elblandklinikums Meißen, Dr. med. Alexander Neumann.
Dr. Neumann, der zugleich Koordinator des Weiterbildungsverbundes im Landkreis Meißen ist, berichtete über die Versorgungssituation in der Region und die Gewinnung junger Ärzte durch das Angebot einer strukturierten Facharztweiterbildung. Nachwuchsgewinnung im weiteren Sinne war das Stichwort auch für Prof. Mirow, der in Chemnitz den Modellstudiengang Medic mitaufgebaut hat, und damit für zusätzliche Medizinstudierende in Sachsen sorgt. Die beiden Vorlagen nahm die Ministerin gern auf, um auf die vielfältigen Bemühungen des Freistaates bei der Sicherung der ärztlichen Versorgung hinzuweisen. Wie Prof. Mirow machte sie aber auch klar, dass es weiterhin eine große Herausforderung ist, die jungen Mediziner gerade für die Regionen außerhalb der städtischen Zentren zu begeistern.
Das eigentliche Programm startete dann mit dem Bericht der Vizepräsidentin, Frau Albrecht, zu den aktuellen Projekten des Netzwerks, aus denen besonders die große Aufmerksamkeitskampagne zu den Förderungen in Sachsen heraussticht, die in diesem Jahr mit Großplakaten und durch gezielte digitale Ansprache die künftigen Ärzte erreichen will. Digital war auch das Schlagwort des nächsten Vortrages. Robert Pietschmann von der AOK PLUS stellte das Pilotprojekt TeleDoc PLUS vor, bei dem besonders ausgebildete Praxisassistenten mittels telemedizinischer Ausstattung den Hausbesuch für den Arzt in bestimmten Bereichen übernehmen können. Die Entlastung des (Haus)Arztes und die Aufwertung der Nichtärztlichen Praxisassistenz (NäPA) sorgt wiederum für eine Verbesserung der Patientenversorgung.
Prof. Mirow ging dann noch einmal näher auf den neuen Modellstudiengang in Chemnitz ein, der eine besonders praxisnahe und patientenzentrierte Lehre etablieren will. Neben den enormen Herausforderungen der Schaffung eines dritten Medizincampus‘ in Sachsen war es vor allem das Auswahlverfahren, das der Chefarzt des Chemnitzer Klinikums heraushob. Mittels eigener Auswahlgespräche sollen künftig mehr Studierende gewonnen werden, die einen regionalen Bezug zu Sachsen haben, um so die Chancen zu erhöhen, diese auch später hier in der Versorgung zu finden.
Über seinen Weg in die Patientenversorgung berichtete anschließend Dr. med. Maik Sauer, der nach seiner Facharztweiterbildung in einem sächsischen Weiterbildungsverbund nun die Praxis eines Großenhainer Hausarztes übernimmt. Anschaulich und ganz persönlich schilderte er den Weg vom Studium über die Weiterbildung bis hin zu dieser großen Entscheidung mit all den Herausforderungen der gleichzeitigen Familiengründung und den bürokratischen Stolpersteinen. Als er am Ende die Faktoren resümierte, die ihm dabei geholfen haben, war es schön zu hören, dass es neben einem gut strukturierten Weiterbildungsverbund, engagierten Bürgermeistern und den verschiedenen Förderungen der Kassenärztlichen Vereinigung auch die Unterstützung durch das Netzwerk „Ärzte für Sachsen“ war, die ihn am Ende dieses Weges in die eigene Praxis geführt hat.
Den Abschluss des Tagungsprogramms bildete das Thema „Förderung von Ärzten auf dem Land“ über das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung (SMR). Heiko Vogt, der für das SMR auch in der Lenkungsgruppe des Netzwerks sitzt, stellte dazu ausführlich zwei umfänglich sanierte Ärztehäuser in sächsischen Gemeinden vor. Möglich wurden die beiden großen Projekte durch die Förderprogramme „Vitale Dorfkerne und Ortszentren“ und die LEADER-Förderung für ländliche Regionen Sachsens. Das LEADER Programm, so Vogt, befinde sich zwar gerade in einer Übergangsphase bis 2022. Allerdings sind die regionalen LEADER-Strategien ab 2023 bereits in Vorbereitung, was er mit einem Aufruf zur Mitwirkung regionaler Akteure verband, da die „Lokalen Aktionsgruppen“ selbst über Förderhöhe und -vorhaben entscheiden können.
Beim anschließenden Buffet konnten die Gäste dem Netzwerkcharakter der Veranstaltung entsprechend gemeinsam die Inhalte weiter diskutieren, ihre Erfahrungen austauschen und mit den Referenten offene Fragen klären. Ein Thema was hier, besonders bei den Bürgermeistern unter den Gästen, mehrfach zur Sprache kam, war übrigens das Ungleichgewicht zwischen Anspruch und Wirklichkeit, wie zum Beispiel bei Digitalisierungsprojekten, die immer noch in vielen Gegenden an der nötigen technischen Infrastruktur scheitern. Vielleicht ein guter Programmpunkt fürs nächste Jahr, wenn „Ärzte für Sachsen“ wieder im September zum dann 14. Netzwerktreffen einlädt.