Für mich war es seit jeher ein Traum, Medizin zu studieren. Schon in der Oberstufe interessierten mich die Naturwissenschaften in Bezug auf den menschlichen Organismus. Mein Abi-Durchschnitt hat leider nicht gereicht, um direkt zum Studium zugelassen zu werden. Deshalb habe ich erst einmal ein FSJ in einem Krankenhaus in Berlin gemacht und danach eine Ausbildung als medizinisch-technische Assistentin in Karlsruhe. Anschließend bewarb ich mich erneut für das Medizinstudium und kassierte wieder eine Absage. Es zehrt unheimlich an den Nerven, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat, aber weiter in der Warteschleife hängt. Es galt also, nicht die Hoffnung zu verlieren und sich in kleinen Schritten vorwärts zu bewegen. Daher habe ich vorübergehend eine Stelle im Forschungslabor der Uniklinik der TU Dresden angenommen und dort anderthalb Jahre gearbeitet. Der Job war spannend, aber nicht genau das, was ich wollte. Die Arbeit am und mit dem Menschen war mein Ziel. Auf ein Neues also.
Die Bewerbungskriterien für die Zulassung werden nach unterschiedlichen Rankings ausgerichtet: 20 Prozent kommen durch ihren Abi-Durchschnitt ins Studium, weitere 20 Prozent über die Wartezeit und die restlichen Bewerber werden nach speziellen Warteverfahren ermittelt. Der Nachteil an den Wartesemestern: Immer mehr Bewerber rücken nach und man kann nie wissen, wie lange es letztendlich dauert. Meine Wunschstadt für das Medizinstudium war Leipzig. Dahin wollte ich bereits seit dem Abi, also versuchte ich es noch einmal mit einer Bewerbung – und wurde endlich angenommen!
Sieben Jahre gewartet zu haben, birgt nicht nur Nachteile: Auch wenn ich mich unter den vielen jüngeren Studierenden oft nicht ganz richtig am Platz fühle, hilft meine gewonnene Reife, mich auf klare Schritte zu fokussieren. Außerdem profitiere ich von meinen praktischen Erfahrungen aus der Ausbildung und der Arbeit. Damit kann ich die theoretischen Vorlesungsinhalte direkt verknüpfen und leichter verinnerlichen. In erster Linie hat mich das lange Warten dankbarer gemacht. Ich kann das, was uns im Studium ermöglicht wird, besser wertschätzen und nehme sämtliche Lernangebote gern an. Schließlich bleibt es eine Frage der Prioritätensetzung, auf welchem Weg man zum persönlichen Ziel gelangt.